Am 11.02. kurz vor Ende der Fahrt konnten wir dann tatsächlich mit Herrn Winkler und den Wissenschaftler*innen an Bord direkt kommunizieren. Trotz der schlechten Datenverbindung war es über ein Livechatmodul möglich, eine Stunde lang Fragen zu stellen. Die Älteren unter uns fühlten sich an ICQ erinnert, die Jüngeren an WhatsApp ohne Bilder und GIFs.
Nachdem sich Lena in das Chatprogramm eingefuchst hatte und über den Beamer alle verfolgen konnten, was „gesprochen“ wurde, ging es um 15 Uhr los. Auf dem Schiff war es gerade 7 Uhr morgens geworden.
SuS:
Hallo, wir sind 21 Schülerinnen und Schüler mit ihrem Lehrer Herrn Kreker von der GAG in Oldenburg. Frau Wübben von der Innovativen Hochschule Jade-Oldenburg ist auch anwesend. Wie besprochen haben wir ein Fragen aus den XperimenT!-Schulen für Sie vorbereitet.
Herr Winkler:
Guten Morgen von Bord FS Sonne auf dem Weg von Fiji nach Mexiko. Wir sind jetzt seit zwei
Wochen unterwegs und werden Donnerstag früh eintreffen. Es ist Montag, 07:00Uhr lt. Ich bin
Holger Winkler aus der Oldenburger AG Marine Sensorsysteme und werde zunächst alleine
versuchen, Ihre Fragen zu beantworten! Los geht’s…
Frage:
Wie lange dauert die Forschung mit Vor- und Nacharbeitung? / How long is the wohle research with
preparing and analysing?
Antwort:
Das ist sehr verschieden und kommt auf die Art der Forschung an: biologische und chemische
Proben, die aus dem Meer gezogen werden, werden an Bord häufig nur zum Verschicken
vorbereitet und später Zuhause analysiert. Dies kann Monate dauern, ebenso wie die Auswertung
und Veröffentlichung. Zeitseriendaten wie Messungen können oft direkt in bestehende Modelle
eingehen.
Frage:
Gibt es schon Ergebnisse von Untersuchungen? / Are there any results of research until now?
Antwort:
Natürlich hat jeder schon erste Erkenntnisse oder kann seine Ergebnisse aufgrund seiner Erfahrung
vorläufig beurteilen. Eine genaue Analyse erfolgt oft erst nach der Fahrt. Da dies eine Transitfahrt
ist, besteht wenig Möglichkeit zur Forschung. Insbesondere die Meteorologen an Bord sind sehr
unglücklich, da es häufig bedeckt ist und sie freie Sicht zu Himmel und Sonne brauchen.
Frage:
Was passiert, wenn mal ein Sensor ausfällt? Kann man den Sensor ersetzen oder reparieren? / What
happens if research devices do not work anymore?
Antwort:
Wenn wirklich der Sensor an sich ausfällt, haben wir schlechte Karten. Leichte Fälle können wir
ggf. selbst oder die Schiffselektroniker lösen. Das Material ist einfach zu teuer, als das wir es
doppelt mitnehmen könnten. Gestern ist beispielsweise das Kabel beim Ausbringen des Profilers
aufgescheuert und wir hoffen nun, dass nicht zu viel Meerwasser eingedrungen ist und wir bis zum
Schluss weiter messen können; als Beispiel 400m dieses Kevlarkabels kosten 8000 Euro.
Frage:
Braucht man eine spezielle Ausbildung, um auf dem Forschungsschiff zu fahren? / Do you need a
special education, traning to travel on the research ship?
Antwort:
Nein als Forscher benötigt man keine besondere Ausbildung. Die Tätigkeiten im Labor oder innen
generell sind die gleichen wie überall. Draußen auf dem Arbeitsdeck werden wir von den Seeleuten
unterstützt oder diese übernehmen die Arbeiten ganz. Viele der Seeleute stammen allerdings aus der
ehemaligen DDR und haben dort den Beruf des „Forschungsmatrosen“ erlernt, den es dort gab.
Frage (Projekt EqPac):
Nachrichten sagen, dass sauerstoffreiche Regionen im Meer zunehmen. Bedeutet das, dass
Phytoplankton im Meer jetzt noch bessere Lebensbedingungen hat? / Are the living conditions for
Phytoplankton better if there is more oxygen in the oceans?
Antwort:
Sauerstoff alleine bestimmt ja nicht die Lebensbedingungen, da sind ja insbesondere noch die
organischen und anorganischen Nährstoffe, die Strömungs- und Druckbedingungen, etc. beteiligt.
Das muss als Ganzes betrachtet werden. Thomas Browning an Bord untersucht zum Beispiel die
metallischen Spurenelemente als limitierende Faktoren. Zum anderen gibt es bei der Photosynthese
ja auch eine Schwelle für die O2-Nutzung, über die sich die Rate nicht erhöht.
Frage (Projekt EqPac):
Sind die Phytoplanktonmengen in den Ozeanen unterschiedlich? / Are there different amounts of
Phytoplankton in the oceans?
Antwort:
Ja, ganz klar aus den eben genannten Gründen! Grundsätzlich kann aber sagen, dass die
Phytoplanktondichte in küstennahen Gebieten größer ist als auf dem offenen Ozean. Außer man
befindet sich in einem Auftriebsgebiet, in dem die Strömung vom Meeresboden nach oben steigt
und Nährstoffe mit sich bringt. Die haben sich dort als „Marine Snow“ abgelagert, indem z.B.
abgestorbene Organismen nach unten gesunken sind.
Frage (Projekt Oceanlight / More-1):
Kann man einen Ozean an seiner speziellen Farbe erkennen? / Do the oceans have different
colours? und Wofür werden die Spurenelement-Messwerte in der Praxis
benötigt? (Aerosolmessungen)/ Why do we need the trace mineral?
Antwort:
Man kann auf jeden Fall erkennen, was man bei einer bestimmten Farbe in der Wassersäule zu
erwarten hat: Auf dem freien Ozean ist die Farbe tiefblau, was an den de facto nicht vorhandenen
Sedimentanteilen im Wasser liegt, im küstennahen Raum herrschen oft bräunliche Farben vor, da
hier viel Sediment im Wasser ist. Grünliche Farben zeigen viel Phytoplankton an. Diese Farbwerte
sind auf einer Skala verewigt (Forel-Ule), mit der seit über 100 Jahren Meeresfarben bestimmt
werden. Spurenelemente spielen beim Stoffwechsel von Organismen und beim Biomasseaufbau
eine große Rolle, daher ist es wichtig zu wissen, in welcher Menge sie verfügbar sind!
Frage:
Bei der More-1 Untersuchung werden die Daten mit den Satellitendaten abgeglichen. Warum ist es
wichtig, dass Satelliten die Atmosphäre untersuchen und Aerosole und Spurengase bestimmen?
Antwort:
Die Satelliten untersuchen in diesem Fall nicht die Atmosphäre, sondern das Meer im
oberflächennahen Bereich. Dies geschieht meist mit der Laser-Technik. Bei More-1 wird geschaut,
ob die Satelliten-Daten mit den Vor-Ort-Daten übereinstimmen. Man gewinnt Aussagen darüber,
wie verlässlich Satelliten-Daten für diese Messungen sind. Sind sie gut, kann man sich die teure In-
Situ-Messung sparen und auf die zudem flächendeckenden Satelliten-Daten zurückgreifen.
Frage:
Woher kamen die Investitionen, die das Forschungsprojekt finanzieren? / Where did the investments
that finance the research project come from?
Antwort:
Für alle deutschen Forschungsschiffe ist das Prinzip gleich: Man stellt einen Antrag, indem man
sein Forschungsvorhaben darlegt und nennt, wo man seine Untersuchungen durchführen will, was
es insgesamt (Anreise, Verschiffung des Materials usw.) kostet usw. Diese Anträge werden
regelmäßig von einem Gutachtergremium bewertet. Bei der Bewilligung werden i.d.R. die
beantragten Kosten für die Antragsteller vom Bundesministerium für Forschung und Technologie
zur Verfügung gestellt. Dieses unterhält auch die Schiffe mit ihren Infrastrukturen.
Frage:
Wie viele Personen sind insgesamt an Bord? (Alterspanne, Quote) / How many people are on bord?
(How old is the youngest, oldest person?, What is the distribution of women, men?)
Antwort:
Es gibt 31 Besatzungsmitglieder und Plätze für 40 Wissenschaftler. Wir sind auf dieser Fahrt
allerdings nur 16 – was auch ganz angenehm ist, vor allem beim Essen. In allen Gruppen sind
Studierende dabei, die Verteilung der Geschlechter ist in etwa ausgeglichen.
Frage:
Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie nicht gerade forschen? Und gibt es so etwas wie ein
Spa-Bereich oder ein Kino? Wie ist das mit dem „shoppen“, kann man an Bord etwas kaufen?
Antwort:
Nein, ein Kino gibt es nicht. Aber auf dem Schiffsserver liegen Unmengen von Filmen, Serien
und Musik. Es gibt einen Fitnessraum und wenn nicht zu viel Material verstaut werden muss, eine
Tischtennisplatte unten. Sonst gibt es viel selbst Organisiertes, wie das „Bergfest“ oder wie gestern
Abend ein Pub-Quiz, an dem Crew und Wissenschaftler nach Lust und Laune gemeinsam
teilnehmen. Es gibt einen „Shop“, in dem man das Wichtigste kaufen kann: Kosmetik-Artikel,
Süßes, was zu trinken, etc.
Frage:
Also nicht nur aufreibendes Forschen. Sind die alkoholischen Getränke denn auch zollfrei?
Antwort:
Nein, nicht nur forschen, obwohl der Anteil der Arbeit höher ist als im „normalen“ Leben. Alles an
Bord darf nur außerhalb von Zollzonen verkauft werden und ist dann zollfrei.
Frage:
Was für Lebensmittel werden denn so gegessen? Gibt es einen Koch, der täglich etwas frisches
zubereitet oder leben Sie nur von Konservendosenessen?
Antwort:
Es gibt zwei Köche, die täglich zu jeder Mahlzeit Wunder vollbringen. Jeweils ein Super-Buffet und
alles direkt zubereitet. Mit weniger Gewicht als vorher geht niemand von Bord.
Frage:
Wie ist das mit der ärztlichen Untersuchung, falls jemand erkrankt? Gibt es einen Arzt? Wie halten
Sie Kontakt zu Ihren Familien? Haben Sie oft schlechte Internetverbindungen?
Antwort:
Es gibt eine Arzt an Bord, der auch einen einfachen OP-Raum und eine Krankenstation hat, bei
Bedarf kann per Videokonferenz ein Krankenhaus an Land dazu geschaltet werden. Allerdings ist
die Internetverbindung manchmal sehr schlecht, weil alles über Satellit geht und sehr teuer ist.
WhatsApp ist das Mittel der Wahl, um mit der Außenwelt zu kommunizieren, wenn man sich auf
Text und ggf. kleine Bilder beschränkt, geht es gut.
SuS:
Die Zeit ist ja jetzt leider schon vorüber. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns
genommen haben und die Fragen beantworten konnten.
Herr Winkler:
Sehr gerne. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie ein bisschen für die
Meeresforschung interessieren konnte. Vielleicht sieht man sich ja mal beim Studium der
Umweltwissenschaften oder Marinen.